Jesus, den du, o Jungfrau zu Elisabeth
getragen hast
Maria begibt sich zu ihrer betagten Cousine Elisabeth, von der alle sagten, sie sei unfruchtbar, un
die doch im sechsten Monat einer von
Gott geschenkten Schwangerschaft stand (vgl. Lukasevangelium 1,36), und Maria
trägt in ihrem Schoss den soeben
empfangenen Jesus. Sie ist eine junge Frau, aber sie hat keine Angst, denn Gott
ist mit ihr, er ist in ihr.
Wir können in gewisser Weise sagen, dass ihr Weg… die erste eucharistische
Prozession der Geschichte war. Als lebendiger Tabernakel des fleischgewordenen
Gottes ist Maria die Bundeslade, in der der Herr sein Volk besucht und erlöst
hat. Die Gegenwart Jesu erfüllt sie mit Heiligem Geist. Als sie in das Haus von
Elisabeth eintritt, ist ihr Gruss von Gnade durchströmt: Johannes hüpft vor
Freude im Mutterleib, weil er gleichsam die Ankunft dessen spürt, den er einmal
dem Volk Israel ankündigen wird. Es freuen sich die Kinder, und es freuen sich
die Mütter. Diese von der Freude des Heiligen Geistes durchdrungene Begegnung
findet im Gesang des “Magnifikat“ ihren Ausdruck: “ Meine Seele preist die
Grösse des Herrn“(vgl. Lukasevangelium 1,46-55).
Ansprache bei der
Lourdes-Grotte
in den Vatikanischen Gärten,
31.5.2005
Wie sollte man
nicht bemerken, dass es bei der Begegnung zwischen der jungen Frau Maria und
der schon reifen Elisabeth vor allem Jesus ist, der im Verborgene handelt?
Maria trägt ihn in ihrem Leib wie in einem Tabernakel und bietet ihn Zacharias,
seiner Frau Elisabeth und auch dem Kind, das in deren Schoss heranwächst, als
das grösste Geschenk an. „In dem Augenblick, als ich deinen Gruss hörte, hüpfte
das Kind vor Freude in meinem Leib, sagt die Mutter Johannes des Täufers
(Lukasevangelium 1,44).
Wo immer Maria
ist, da ist auch Jesus. Wer sein Herz der Mutter öffnet, begegnet dem Sohn und
nimmt ihn auf und wird von seiner Freude erfüllt.
Ansprache bei der
Lourdes-Grotte
in den Vatikanischen Gärten,
31.5.2006