Andrea Mantegna: Christi Himmelfahrt (ca 1461)
Die Himmelfahrt des Herrn [besagt] nicht,
dass der Herr irgendwohin, weit weg von den Menschen und der Welt, gegangen
ist.
Die Himmelfahrt Christi ist keine
Weltraumfahrt zu den fernen Gestirnen; denn im Grunde genommen bestehen auch
die Gestirne, ebenso wie die Erde, aus physischen Elementen. Die Himmelfahrt
Christi bedeutet, dass er nicht mehr der Welt der Vergänglichkeit und des Todes
angehört, die unser Leben bedingt. Sie bedeutet, dass er vollkommen Gott
gehört. Er – der ewige Sohn – hat unser Menschsein vor das Angesicht Gottes
getragen, er hat das Fleisch und Blut in einer verwandelten Gestalt mit sich getragen.
Der Mensch findet Raum in Gott; durch
Christus wurde das menschliche Sein in das innerste Leben Gottes selbst
hineingenommen. Und da Gott den ganzen Kosmos umfasst unt trägt, bedeutet die Himmelfahrt
des Herrn, dass sich Christus nicht von uns entfernt hat, sondern dass er
jetzt, weil er beim Vater ist, jedem von uns für immer nahe ist. Jeder von uns
darf zu ihm “Du” sagen; jeder kann ihn anrufen. Der Herr befindet sich immer in
Hörweite. Wir können uns innerlich von ihm entfernen. Wir können leben, indem
wir ihm den Rücken zukehren. Aber er erwartet uns immer und ist uns immer nahe…
Der Heilige Geist [ist] die Kraft, durch die uns Christus seine Nähe erfahren
lässt… Er führt uns immer tiefer in das Licht Christi.
Predigt in der
Lateranbasilika, 07.05.2005