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KREUZWEG JESU steht Maria, seine Mutter. Während des öffentlichen Lebens hatte
sie zurücktreten müssen, um dem Werden der neuen Familie Jesu, der Familie
seiner Jünger, Raum zu geben. Sie hatte die Worte hören müssen: «Wer ist meine
Mutter und wer sind meine Brüder? … Wer den Willen meines himmlischen Vaters
erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter» (Matthäusevangelium
12,48-50).
Nun
zeigt sich, dass sie nicht nur dem Leibe nach, sondern dem Herzen nach Mutter
Jesu ist. Noch ehe sie ihn im Leibe empfing, hatte sie ihn durch ihren Gehorsam
im Herzen empfangen. Ihr war gesagt worden: «Du wirst ein Kind empfangen, einen
Sohn wirst du gebären … Er wird Grosz sein … Gott der Herr wird ihm den Thron
seines Vaters David geben» (Lukasevangelium 1,31f). Aber sie hatte wenig später
aus dem Mund des greisen Simeon auch das andere Wort gehört: «Dir wird ein
Schwert durch die Seele dringen» (ebd. 2,35). Und dabei mögen ihr Worte aus den
Propheten ins Bewusstsein getreten sein wie dieses: «Er wurde misshandelt und
niedergetreten … wie ein Lamm, das man zum Schlachtern führt …, so tat auch er
seinen Mund nicht auf» (Jesaia 53,7).
Nun war
dies alles da. In ihrem Herzen wird sie immer wieder auf das Wort gelauscht
haben, das ihr der Engel ganz am Anfang gesagt hatte: «Fürchte dich nicht,
Maria» (Lukasevangelium 1,30). Die Jünger sind geflohen, sie flüchtet nicht.
Sie steht da mit dem Mut der Mutter, mit der Treue der Mutter, mit der Güte der
Mutter und mit ihrem Glauben, der in den Finsternissen widersteht: «Selig, die
du geglaubt hast» (ebd. 1,45).
«Wird
der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde Glauben vorfinden?»
(Lukasevangelium 18,8). Ja, in diesem Augenblick weisz er es:: Er findet
Glauben, Das ist in dieser Stunde sein groszer Trost.
Kreuzweg am Kolosseum in
Rom, Karfreitag 2005
HEILIGE
MARIA, Mutter des Herrn, du bist treu geblieben, als die Jünger flohen. Wie du
geglaubt hast, als der Engel dir das Unglaubliche verkündigte, Mutter des
Allerhöchsten zu werden, so hast de geglaubt in der Stunde seiner tiefsten
Erniedrigung. So bist du in der Stunde des Kreuzes, in der Stunde der
dunkelsten Weltennacht Mutter der Glaubenden, Mutter der Kirche geworden.
Wir
bitten dich: Lehre uns glauben und hilf uns, dass der Glaube zum Mut des
Dienens und zur Tat der helfenden und der mit-leidenden Liebe werde.