DER
EVANGELIST MATTHÄUS stellt uns den
kurzen Dialog vor Augen, der im Abendmahlssaal zwischen Jesus und Judas
stattfand. «Bin ich es etwa, Rabbi?», fragt der Verräter den göttlichen
Meister, der vorausgesagt hatte: «Amen, ich sage euch: Einer von euch wird mich
verraten und ausliefern.» Lapidar die Antwort des Herrn: «Du sagst es» (vgl.
Matthäusevangelium 26,14-25).
Der
heilige Johannes seinerseits schlieszt die Erzählung von der Ankündigung des
Verrats des Judas mit wenigen bedeutsamen Worten: «Es war aber Nacht»
(Johannesevangelium 13,30).
Als der
Verräter den Abendmahlssaal verlässt, verdichtet sich das Dunkel in seinem
Herzen – es ist eine innere Nacht; im Herzen der anderen Jünger wächst die
Verwirrung – auch sie gehen der Nacht entgegen -, während sich die Finsternis
der Verlassenheit und des Hasses über dem Menschensohn verdichtet, der sich
aufmacht, sein Opfer am Kreuz zu vollbringen. Jenes Geschenhen … ist der
äuszerste Zusammenstosz zwischen Licht und Finsternis, zwischen Leben und Tod.
Auch wir
müssen uns, im Bewusstsein unserer «Nacht», unserer Schuld und unserer
Verantwortung in diesen Kontext hineinversetzen, wenn wir das Ostergeheimnis
mit geistlichem Gewinn wiedererleben, wenn wir zum Licht des Herzens gelangen
wollen durch dieses Geheimnis, das den zentralen Kern unseres Glaubens bildet …
Die Liturgie [vom Gründonnerstag] lädt die Gläubigen [ nach der Feier der
Abendmahlsmesse] dazu ein, in Anbetung des Allerheiligsten Sakraments zu
verharren und die Agonie Jesu in Gethsemani nachzuerleben. Und wir sehen, wie
die Jünger geschlafen haben und de Herrn allein lieszen.
Auch
heute schlafen wir, seine Jünger, oft. In dieser Heiligen Nacht von Gethsemani
wollen wir wachsam sein. Wir wollen den Herrn nicht allein lassen.
Generalaudienz, 4.4.2007
HERR …
LASS UNS in den Stunden des Dunkels erkennen, dass du dennoch da bist. Lass uns
nicht allein, wenn wir verzagen wollen. Hilf uns, dass wir dich nicht allein
lassen. Gib uns die Treue, die standhält in der Verwirrung, und die Liebe, die
dich gerade in deiner äuszersten Not umfängt.
Kreuzweg am Kolosseum in
Rom, Karfreitag 2005